Es ist ein Kreuz mit der Groß- und Kleinschreibung im Deutschen! Zwei Auswahlmöglichkeiten gibt es, und sehr, sehr, sehr, sehr viele Schreiber stürzen sich unverständlicherweise sehr, sehr, sehr, sehr oft auf genau die falsche!
Nochmal zum Mitschreiben:
Anredepronomen (auch Höflichkeitspronomen genannt) schreibt man groß. Eselsbrücke: Höfliche Verbeugung vor dem Angesprochenen.
Alle anderen Pronomen schreibt man klein. Das sind dann nämlich „nur“ die Personalpronomen. Personalpronomen? Was war das noch gleich?
Ach ja: ich, du, er/sie/es, wir, ihr, sie. Um sie sich zu merken, kann man sie rhythmisch sprechen.
Ein paar davon fungieren auch als Anredepronomen, als allererstes “sie/Sie”, natürlich auch “Du” und die deklinierten Formen (Dich/Euch/Ihr usw.). Wenn ich jemandem schreibe, den ich höflich sieze, dann muss ich das Anredepronomen “Sie” verwenden. Die deklinierten Fassungen davon sind “Ihnen / Ihr / Ihre / Ihrem / Ihren”. Auch beim Duzen schreibt man die Höflichkeitsform groß: “Wenn Du das liest, bist Du längst in München und beziehst Dein kleines Hotelzimmer, um dort mit Deiner Freundin ein paar Tage zu verbringen. Dort werdet Ihr sicherlich eine Menge sehen.” usw.
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Vielerorts besteht die irrige Annahme, dass es ausreicht, wenn man nur beim ersten Auftauchen eines Anredepronomens in einem Satz groß schreibt, danach könne man es sich sparen. Das ist Quatsch. Wieso soll das nur einmal in einem Satz gelten?!?! Dann ändert sich doch der Sinn. “Wenn Sie sich mal etwas Schönes gönnen wollen, gehen sie ins Theater.” Da fragt man sich: Wer geht wohl ins Theater gehen, wenn ich mir was Schönes gönnen will? Ich doch wohl, und nicht “sie”, wer auch immer das sein mag. “Wenn ich mir was Schönes gönnen will, gehen meine Nachbarn vor lauter Frust ins Theater” – oder wie jetzt??? Was soll mir ein Satz wie der hier sagen: „Wenn Sie alle diese Punkte berücksichtigt haben, können Sie ihrer Feierlichkeit beruhigt entgegenblicken.“ Dann würde ja ich der Feierlichkeit von „ihr“ (aber wer, wird hier nicht genannt) entgegenblicken. Das funktioniert nicht, wenn immerzu der Leser des Artikels angesprochen wird. Der Satz funktioniert nur, wenn sich im Text „ihrer Feierlichkeit“ auf eine weitere Person bezieht.
Ich habe mittlerweile Hunderte solcher Screenshots gesammelt, und wenn ich mal schlecht drauf bin, gucke ich mir die Schreibfehler an. Ich muss dann schallend lachen, und mir geht’s dann wieder gut.